Im deutschsprachigen Raum bezeichnet der Begriff "Föhn" einen warmen und trockenen Fallwind. Dieser Artikel befasst sich mit der Entstehung dieser Winde. In zwei weiteren Artikeln werden wir auf die Relevanz und Begleiterscheinungen des Föhnwindes eingehen.
Was ist Föhn?
Föhn tritt auf, wenn Luftmassen durch kräftige Winde eine Gebirgskette überströmen. Auf der Vorderseite der Gebirgskette (Luv-Seite) kommt es zum Aufstieg von Luftmassen, wodurch sich diese abkühlen. Nach Überströmen des Gebirgskammes sinken die Luftmassen auf der Rückseite der Gebirgskette (Lee-Seite) wieder ab, wobei sie sich erwärmen und als trockene und warme Fallwinde wahrgenommen werden. Diese Fallwinde bezeichnet man als Föhn oder Föhnwind.
Weltweit existieren unterschiedliche Begriffe für diese Art von Gebirgswindsystem. Während man im Alpenraum je nach Windrichtung des Föhns entweder von Nordföhn oder Südföhn spricht, so bezeichnet man in den USA den warmen Fallwind der Rocky Mountains als Chinook. Im Süden Chiles spricht man von Puelche und in der Andenregion Argentiniens von Zonda. Alle Bezeichnungen beziehen sich auf regionale Föhnwindsysteme.
Wie entsteht der Föhnwind?
Vereinfacht gesagt entsteht Föhn beispielsweise dann, wenn auf beiden Seiten einer Gebirgskette jeweils ein unterschiedlicher Luftdruck vorhanden ist. Die Luft ist bestrebt, die unterschiedlichen Druckverhältnisse auszugleichen. Dieser Ausgleich wird als Wind wahrgenommen. Der Wind ist also nichts anderes als der Ausgleich des Luftdrucks, der von Orten mit höherem Luftdruck (Ort A) zu Orten mit niedrigerem Luftdruck (Ort B) strömt. Die entsprechende Kraft bezeichnet man als Druckgradientkraft. Befindet sich nun zwischen Hoch- und Tiefdruckgebiet ein orographisches Hindernis (z.B. die Alpen), so werden die Luftmassen entweder zur Umströmung oder zur Überströmung dieses Hindernisses gezwungen. Die Art und Weise der Überwindung eines Hindernisses ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig. So spielt die Höhe und Breite des Gebirges, aber auch die Stabilität der Atmosphäre eine wichtige Rolle.
Dies ist jedoch eine sehr vereinfachte Sichtweise, da die Winde selten direkt vom Hoch- zum Tiefdruckgebiet wehen. Die Reibung am Boden und die Corioliskraft sind Faktoren, die die Beschreibung der Windströmung komplexer machen.
Dieses Phänomen kann mit unserer Windanimation veranschaulicht werden. Das Video zeigt den Wind am 26. Februar 2024. Regionen mit Windgeschwindigkeiten (10 Meter über Grund) zwischen 25 und 35 km/h sind grün eingefärbt. In den blau gefärbten Regionen ist der Wind deutlich schwächer. Die schwarzen Isobaren (Linien gleichen Drucks) zeigen, dass der Druck auf der Alpensüdseite deutlich höher ist als auf der Alpennordseite. Der Druckunterschied zwischen Bern (Alpennordseite, 998hPa) und Brig (Alpensüdseite, 1004hPa) beträgt 6hPa. Je grösser der Druckunterschied zwischen den beiden Gebirgsseiten, desto ausgeprägter ist der Föhnwind. Um den Druckunterschied auszugleichen, strömt der Wind von Südost nach Nordwest über die Alpen (siehe Video). Auf der Alpensüdseite kommt es zu orographischen Niederschlägen, während auf der Alpennordseite ein trockener Fallwind (=Föhn) zu beobachten ist, der im nördlichen Alpenraum höhere Temperaturen bringt.
Die folgenden beiden Artikel befassen sich mit dem Einfluss der Großwetterlage auf den Föhn, zeigen eindrucksvolle Bilder der Föhneffekte und erläutern die physikalischen Eigenschaften des Effekts näher.